Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition) by Domeier Frank
Autor:Domeier, Frank [Domeier, Frank]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-11-13T17:00:00+00:00
Ulrichs Unterstützung
Freitag, 10.8.1386
Am Morgen holte Ludolf Agnes bei ihrem Onkel Barthold ab. Aufgeregt berichtete sie ihm, was Maria ihr über Ulrich erzählt hatte, und forderte: »Wir müssen mit dem Bürgermeister sprechen und ihm die Gründe darlegen, warum dieser Grobian bei den Untersuchungen nicht weiter mithelfen darf.«
»Haben wir Beweise?«, warf Ludolf ein.
»Es ist doch offensichtlich, was für ein abartiger Kerl das ist!«
Ludolf war stehen geblieben und zupfte an seinem Ohr.
»Was ist?« Als sie sein skeptisches Gesicht sah, schwante ihr schon wieder Schlimmes. Gleich würde er bestimmt wieder versuchen, ihr ihr Vorhaben aus irgendwelchen lächerlichen Gründen auszureden.
»Bitte entschuldige. Ich weiß, dass du anderer Meinung bist ...«
»Ist das etwas Neues!«, fuhr sie ihm dazwischen.
»Mädchen, bitte.«
»Nenn mich nicht Mädchen!« Sie war kurz vorm Platzen. »Musst du schon am frühen Morgen wieder Ärger machen?«
Ludolf atmete tief durch. »Du hast recht. Also: Agnes, darf ich bitte etwas dazu sagen?«
Ihre Fußspitze trommelte nervös auf die staubige Straße. Mit einer ungeduldigen Handbewegung bedeutete sie ihm, zu sprechen.
»Falls Ulrich etwas mit Kuniberts Tod zu tun hat, wird er dadurch gewarnt. Lassen wir ihn wie bisher sein eigenes Süppchen kochen, denkt er, er könne uns hinters Licht führen. Was natürlich nicht stimmt. Aber so können wir in Ruhe nach dem Mörder suchen und ihn in Sicherheit wiegen. Auch wenn er uns im Moment Scherereien macht oder versucht, unsere Nachforschungen zu behindern, sind wir immer noch im Vorteil, weil er nichts von unserem Verdacht ahnt. Lassen wir ihn doch glauben, wir wären zu dumm für den Auftrag.«
Die Nonne zupfte wieder nervös an ihrem Skapulier. Ludolf lag nicht so ganz daneben mit seinen Überlegungen, aber sie hatte schließlich den Schutz der Frauen im Sinn.
Endlich antwortete Agnes: »In Ordnung. Heute können wir das noch so machen.«
»Danke.« Er fragte jetzt lieber nicht nach morgen.
Sie baute sich vor ihm auf und blickte ihn mit funkelnden Augen an. »Du bist wie eine Wolke.«
Ludolf zog die Augenbrauen zusammen. »Was meinst du damit?«
»Du bist wie eine Wolke. Wenn du dich verziehst, kann es noch ein schöner Tag werden.«
Jetzt grinsten sich beide an. So schnell, wie sie in Streit gerieten, konnten sie sich auch wieder zusammenraufen. Keiner der beiden wollte es riskieren, dass sie sich wieder so stritten wie bei der vorherigen Mission.
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